Armut im Alter Tausende Seniorinnen in Hannover rutschen in Grundsicherung

Jede zehnte Frau ab 65 Jahren in Hannover muss mit staatlicher Hilfe über die Runden kommen. Besonders steigende Mieten verschärfen die Lage. Wie die Landesregierung reagiert.
Mehr als 9.300 Seniorinnen in Hannover sind auf Grundsicherung angewiesen – das betrifft jede zehnte Frau ab 65 Jahren. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage im niedersächsischen Landtag hervor. Damit liegt die Landeshauptstadt deutlich über dem Landesschnitt, wo 4,3 Prozent der Frauen im Alter betroffen sind.
Frauen bekommen in Niedersachsen deutlich weniger Rente als Männer. Während Männer im Alter durchschnittlich mehr als 1.200 Euro beziehen, liegt die Rente von Frauen bei nur 885 Euro brutto im Monat.
Altersarmut: Höchstes Risiko bei alleinstehende Frauen und Mütter
Gründe sind laut Landesregierung seit Jahren bekannt: Teilzeit, Minijobs, Erwerbsunterbrechungen durch Kindererziehung oder Pflege sowie schlechtere Bezahlung. Besonders alleinstehende Frauen und Mütter mit mehreren Kindern tragen das höchste Risiko.
Die Folge: Immer mehr ältere Frauen müssen im Alltag mit sehr wenig Geld auskommen. Wohlfahrtsverbände berichten, dass Betroffene auf Tafeln oder Sozialkaufhäuser angewiesen sind. Besonders problematisch sind steigende Wohnkosten: Wenn mehr als 40 Prozent der Rente für die Miete draufgehen, bleibt kaum etwas übrig.
Die Landesregierung gesteht die strukturellen Probleme ein und setzt auf Prävention. So sollen Minijobs verstärkt in reguläre Beschäftigung überführt und Anreize für sozialversicherungspflichtige Arbeit geschaffen werden. Außerdem fordert Niedersachsen eine bessere Anerkennung von Pflegezeiten und eine Entlastung pflegender Angehöriger. Einen eigenen Aktionsplan zur Bekämpfung weiblicher Altersarmut gibt es jedoch nicht.
- landtag-niedersachsen.de: "Drucksache 19/8439" (PDF)